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Forum: Implantologie

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Thema:
Implantate bei Antibiotika-Allergie?
Anzahl der Beiträge: 5

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erstellt: 13.01.2012 - 09:49

Felix aus NRW

Hallo,
ich benötige bei folgendem Problem noch Rat eines Experten.
Bei mit fehlen im Oberkiefer 4 Schneidezähne und die Brücke, welche mit Metallklammern an den vorderen Eck- und Backenzähnen befestigt ist, hält nicht mehr richtig.
Daher würde ich mir gerne Implantate setzten lassen. Habe mich auch schon bei einem Oralchirurgen und einem Implantologen unabhängig voneinander beraten lassen.
Beide haben mich aber darauf hingewiesen, daß die Implantate möglicherweise unter Antibiotika-Abschirmung eingesetzt werden müssen.
Nur leider reagiere ich auf fast alle Antibiotika hochgradig allergisch. Dieses habe ich beiden auch mitgeteilt, aber bekam von beiden nur die lapidare Antwort "dann müsse man eben auf Antibiotika-Abschirmung verzichten, das wäre kein Problem u. bei ggf. auftretenden Entzündungen könne man ja noch auf hochdosiertes Cortison ausweichen"
Ist diese Aussage wirklich so richtig und Implantate einsetzen ohne Risiko möglich? Oder sollte ich mich besser nach anderen Alternativen für den Zahnersatz umschauen?
Meinen Haus-ZA habe ich ebenfalls gefragt, aber dieser enthält sich jeglicher Meinung. Das Thema Implantate soll ich seiner Meinung nach mit einem Spezialisten absprechen.
Wie ist Ihre Meinung dazu?

Sehr geehrter Felix,
wenn Sie Antibitika (welche?? alle???) schlecht vertragen, so mußte dieses Thema ad acta gelegt werden. Bei einer Entzündung/Infekton Cortison zu geben, ist völliger Bödsinn. Die Fakten (seriöse Untersuchungen) belegen, daß eine routinemäßige Antibiotikagabe keine nennenswerte Verbesserung der Resultate ergibt -bis auf sogen. Risikogruppen (künstl. Herzklappen, etc.). Wenn bei Ihnen keine (größeren) Knochenaufbauten erforderlich sind, würde ich die Implantat durchführen lassen.
Dr. Frank Püllen, MSc, MSc, Neu-Isenburg

erstellt: 14.01.2012 - 21:23

Felix aus NRW

Hallo Dr. Püllen,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Nach dem aktuellen Stand der Dinge (habe mich gestern noch einmal bei einem anderen Oralchirurgen in Sachen Implantate beraten lassen) muss auf jeden Fall vor der eigentlichen Implantation ein Knochenaufbau incl. Schleimhauttransplantation erfolgen. Bei den Antibiotika vertrage ich nur Cefaclor ohne größere Nebenwirkungen. Bei Clindamycin habe ich die Erfahrung gemacht, daß eine Einnahmedauer von 2-3 Tagen noch ok ist, aber spätestens am 4. Tag wegen zu starker Nebenwirkungen wieder abgesetzt werden muss.
Alle anderen Antibiotika habe ich aufgrund häufiger schwerer Atemwegsinfekte auch schon ausprobiert, aber alle aufgrund der starken Nebenwirkungen (Hautausschläge, Atemnot) nach 1 Tag wieder absetzen müssen.
Dieser Oralchirurg ist nun der Meinung, bei einer evtl. auftretenden Entzündung nach dem Knochenaufbau hätte er keine Möglichkeit, diese in den Griff zu bekommen, da aufgrund der Unverträglichkeit von Clindamycin kein weiteres Antibiotikum für diese Problematik in Frage kommt. Cefaclor würde lt. Oralchirurg bei auftretenden Entzündungen nach chirurgischen Eingriffen im Mund keine ausreichende Wirkung zeigen u. somit auch eine geplante Implantation hinfällig machen.
Muß ich mich jetzt wirklich mit dieser Lösung zufrieden geben oder gibt es noch weitere Alternativen? 


Hallo Felix,
wenn Sie Implantate setzen lassen, sollte vorher die Mundhöhle nahezu frei sein von Keimen, die unter anaeroben Bedingungen (also unter Sauerstoffausschluss) sich vermehren können. Die Implantate selbst werden steril eingebracht. Um die in der Mundhöhle und in der Raumluft verbliebenen Keime bei einem notwendigen Knochenaufbau im Griff zu behalten, genügt es in der Regel, am Tage der Implantation und Augmentation eine antibiotische Abschirmung durchzuführen. Vermutlich reagieren Sie auf Penicilline, also fällt diese Antibiotika-Gruppe weg. Auf Clindamycin reagieren Sie nicht spontan, sondern nach 3-4 Tagen. Das liegt dann vermutlich an der Reaktion im Dar und ist kein Zeichen einer allergischen Reaktion. Da gibt es vorbeugende Mittel, um den Darm parallel zu stabilisieren. Alternativ verwenden wir mit Erfolg Zithromax, gegeben über 3 Tage in sechs Einzeldosen a 250mg. Die Wirkung reicht für 7 Tage, der Darm ist geschont. Eine Allergie habe ich noch nicht erlebt. Wenn mit Eigenknochen statt mit Fremdmaterial augmentiert wird reicht dies.
Also was tun in Ihrem Fall.
1. gründliche parodontale Sanierung im Vorfeld mit einer Vorbehandlung 4 Wochen zuvor und einer Tiefenreinigung 7 Tage vor der Implantation und Augmentation vom Arzt oder von der Dentalhygienikerin. Suchen Sie sich dazu eine Praxis aus, wo Dentalhygienikerin und Oralchirurg eng zusammenarbeiten - gibt es in NRW im Raum MünsterWestfalen/Lippe eine Menge an Praxen.
1 Woche vorher, weil Ihr Immunsystem durch die Reinigung   -wie bei einer Impfung durch sogenanntes Boostern- gestärkt ist. Dann sollte unter nahezu sterilen Bedingungen gearbeitet werden. Das bieten die meisten Spezialisten.
2. Wenn neben der Augmentation und Implantation nicht noch spezielle Techniken wie transgingivales Vorgehen -offene Einheilung- angewendet wird, ist in der Regel die Augmentation und Implantation kein Problem für Sie. So die Theorie und ein erfahrener Kollege kann die Praxis dann auch beherrschen.
3. Wenn vorher und parallel sauber und schnell gearbeitet wird, werden Sie viel Freude mit Ihren festen Zähnen haben.
Der Mut und Ihre Zuversicht werden sich lohnen.
Gruß
Dirlewanger

Sehr geehrter Felix,
bei Kieferaufbaumaßnahmen ("Augmentation") ist eine Antibiotikagabe indiziert; ganz "ohne" steigert das Risiko. Eine Antibiose erst zu beginnen, wenn sich eine Infektion anbahnt, ist zu spät. Das Cefaclor ist sicherlich nicht erste Wahl, in Anbetracht der Umstände gibt es wohl keine Alternative. Es sei denn, ein Knochenaufbau ist(doch) vermeidbar.
Dr. Frank Püllen, MSc, MSc, Neu-Isenburg


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